Neumark

Neumark
I
Neumark,
 
historisches Gebiet, umfasst die nordöstlich der Oder beiderseits der unteren Warthe gelegenen Teile der ehemaligen preußischen Provinz Mark Brandenburg einschließlich des rechts der Oder gelegenen ehemaligen Teils von Frankfurt (Oder), heute die polnische Stadt Słubice (früher der Stadtteil Dammtor). Die Neumark war weder geographisch noch historisch-politisch eine fest umrissene Einheit; allgemein wird darunter die schwach besiedelte Grund- und Endmoränenlandschaft nördlich des Warthe- und Netzebruchs bis zum Pommerschen Höhenrücken verstanden. Die land- und forstwirtschaftlich geprägte Neumark gehört seit 1945 (durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt) zu Polen und ist Teil der Wwschaften Lebus und Westpommern (bis 1998 der aufgelösten Wwschaften Gorzów [Landsberg] und Zielona Góra [Grünberg]).
 
Die Gebiete östlich der mittleren Oder waren im 13. Jahrhundert von Polen und Pommern umkämpft. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts dehnten die Markgrafen von Brandenburg ihre Herrschaft bis zur Drage im Osten aus. Die Erwerbung von Dramburg und Schivelbein zeigt die Stoßrichtung zur Ostsee. Die deutsche Siedlung setzte in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts ein. Das Gebiet hieß ursprünglich »Terra trans Oderam«, erst um 1400 Neumark (lateinisch Nova marca). Zur Neumark im weiteren Sinn gehörte das südlich der Warthe gelegene Land Sternberg. 1402-55 besaß der Deutsche Orden die Neumark, 1535-71 war sie im Besitz einer brandenburgischen Nebenlinie. 1815 kam sie an die preußische Provinz Brandenburg; die Kreise Dramburg und Schivelbein fielen an die Provinz Pommern.
 
II
Neumark,
 
1) Fritz, Finanzwissenschaftler, * Hannover 20. 7. 1900, ✝ Baden-Baden 9. 3. 1991; war 1932-33 und 1952-70 Professor in Frankfurt am Main, 1933-51 in Istanbul. Neumark gilt als Nestor der deutschen Finanzwissenschaft und war auch in der wissenschaftlichen Politikberatung tätig, u. a. 1960-62 Vorsitzender des Steuer- und Finanzausschusses der EWG; 1965-76 Vorsitzender des Wissenen Beirats beim Bundesfinanzministerium.
 
Werke: Der Reichshaushaltsplan (1929); Neue Ideologien der Wirtschaftspolitik (1936); Theorie und Praxis der modernen Einkommensbesteuerung (1947); Wirtschafts- und Finanzprobleme des Interventionsstaates (1961); Fiskalpolitik und Wachstumsschwankungen (1968); Grundsätze gerechter und ökonomisch-rationaler Steuerpolitik (1970); Inflationsprobleme - alt und neu (1976).
 
Autobiographie: Zuflucht am Bosporus (1980).
 
Mitherausgeber: Handbuch der Finanzwissenschaft, 4 Bände (31977-83).
 
 2) Georg, Dichter, * Langensalza (heute Bad Langensalza) 16. (6.?) 3. 1621, ✝ Weimar 3. 7. 1681; Mitglied der »Fruchtbringenden Gesellschaft«, deren Sekretär (1656) und Historiograph (»Der neu sprossende teutsche palmbaum«, 1668); 1679 Mitglied des »Pegnesischen Blumenordens« (Nürnberger Dichterkreis); verfasste neben Romanen v. a. Schäferdichtungen sowie barocke weltliche und geistliche Lyrik (»Wer nur den lieben Gott läßt walten«, 1641).

Universal-Lexikon. 2012.

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